Vortragsbericht: DCS Reflektor, APCO 25

Am 1.Mai 2012 durfte der Radio Club Sursee zwei hochkarätige Referenten begrüssen. Zum einen Rolf HB9SDB, D-Star Spezialist mit Fachgebiet DCS und Nick HB9DRX APCO25 Spezialist. Die Tatsache, dass mit zwei spannenden Beträgen zu rechnen ist, hat 25 OM’s nach Sursee in den Hirschen geführt.
Pünktlich um 19:30 Uhr konnte Rolf mit seinem Vortrag über das neue DCS System starten.  Rolf zeigte den Anwesenden auf, welche Vorteile das neue System gegenüber den „alten“ Reflectoren hat. So sind die DCS Reflectoren nicht mehr einzelne Systeme, sondern der ganze Verbund der Reflectoren ist ein einziges System. Momentan können Neun DCS Reflectoren im System aufgeschaltet werden. Hier ist in naher Zukunft eine Erweiterung geplant. Die Entwickler haben am Anfang ihres Projektes nicht mit einem solchen Erfolg in der Verbreitung gerechnet. Geplant ist in jedem Land ein DCS Server. Ein jeweiliger Backupserver dazu steht in einem andern Land. Mit diesem System wird eine hohe Verfügbarkeit der einzelnen DCS Server erreicht. Die allfällige Umschaltung auf den Backupserver erfolgt automatisch. Auf den einzelnen Reflectoren können 24 Gruppen durch den Sysop frei definiert werden. Rolf ist dieser Sysop, was in der Startphase in Ordnung ist. Bei einer Weiterentwicklung muss hier eine Lösung gefunden werden, dass auch andere OMs diese Funktion übernehmen können. So würde das „Klumpenrisiko“ bei einem Sysop Ausfall minimiert. In einem weiteren Ausbauschritt sollen dann unendlich viele Gruppendefinitionen möglich sein. In der Pause hat sich bezüglich der Definition der Gruppen eine rege Diskussion ergeben. Rolf macht klar, dass er eine erste Konfiguration nach seinen Ideen realisiert hat, hier aber Hand bieten wird diese schnell und unbürokratisch zu ändern. Es hat sich abgezeichnet, dass viele OMs nicht damit einverstanden sind, dass alle D-Star Relais der Schweiz in einer Gruppe zusammengefasst sind. Dieser Umstand würde sie grossenteils sogar davon abhalten das System zu nutzten. Sie erachten es als wenig Sinnvoll, dass zum Beispiel ein QSO aus der Innerschweiz auch in die Ostschweiz übertragen wird. Die Annahme durch die Verlinkung werden mehr QSOs Zustandekommen hat sich leider nicht bewahrheitet. Es ist eher das Gegenteil eingetreten. Die Relais Verantwortlichen aus der Ostschweiz haben bereits eine DCS Gruppe „Ostschweiz“ schalten lassen, in der die beiden Relais HB9W und HB9HD integriert sind. Die Relaisverantwortlichen von HB9AW, HB9RF und HB9LU haben an diesem Abend beschlossen, ihre Relais in eine Gruppe „Zentralschweiz“ zu integrieren. Rolf hat diese Gruppe gleich vor Ort erstellt und HB9AW integriert. Die beiden anderen Relais folgen in den nächsten Tagen.  Es ist jederzeit möglich ein Relais aus einer Gruppe „herauszulinken“ und in eine andere Gruppe  „hineinzulinken“. Wenn dann für 15 Minuten kein Traffic mehr auf dem Relais ist, linkt sich das Relais wieder automatisch in seine ursprünglich definierte Gruppe zurück. Die Abfrage des Linkstatuses eines Relais ist auch möglich. Dies erfolgt mit einem „I“ an 8ter Stelle im urcall. Die ganzen Linkkommados können via DTMF abgesetzt werden. Bei reinen ICOM Relais erweist sich das Momentan allerdings als völlig unbrauchbar, da die Dekodierung der Töne mangelhaft ist. An diesem Problem wird noch gearbeitet, ob sich eine Lösung finden wird scheint fraglich.  Die Übertragung ist mit dem neuen DCS System auch wesentlich robuster geworden. Da die Rufzeicheninformation nun alle 20ms übertragen wird ist es unwahrscheinlich, dass ein Datenstream während eines QSOs abreist und nicht mehr auf dem Relais zur Aussendung kommt. Diese Unterbrüche traten beim alten System oft auf. Vielfach wurden sie durch Drücken der Sendetaste einer Station ausgelöst, welche nicht am QSO beteiligt war.
Rolf hat uns auch noch das Projekt DVRPT vorgestellt. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine kleine Platine, die von einer Gruppe Deutscher OMs entwickelt wurde. Mit dieser Platine ist es möglich eigene D-Star Repeater ohne ICOM Hardware zu bauen. Einige OMs in der Schweiz haben diese Platine bereits im Einsatz und nutzen diese als Hotspots. In absehbarer Zeit wird es möglich sein die Platine mit Zusatzplatinen zu erweitern. Diese Erweiterungsplatinen enthalten einen AMBE Chip oder einen 2m/70cm TRX. Durch diese Zusatzplatinen werden neue Möglichkeiten geschaffen Repeater und Hospots aufzubauen. Es ist auch geplant den für den Betrieb diese Platine benötigten PC auf der Platine zu integrieren, was in der Anwendung nochmals eine wesentliche Vereinfachung bringen wird und neue Anwendungsgebiete erschliessen wird. Schnittstellen zu Echolink und anderen Funkdiensten sind angedacht, aber noch nicht realisiert. Hier gibt es auch noch Hürden, die überwunden werden müssen. Die ganze geballte Funktion dieser Platine ist in einem Gehäuse untergebracht, das nicht grösser ist als zwei Zündholzschachteln. Der Preis ist auch absolut top. Die Absatzzahlen der Platine sprechen für das bestechende Produkt. Momentan sind rund 600 Stück ausgeliefert und es liegen Bestellungen für weitere 2000 vor. Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache, und somit es nicht verwunderlich, dass es bei der Lieferung zu langen Wartezeiten kommt. Es darf nicht vergessen werden, dass dieses Projekt in der Freizeit der Entwickler realisiert wird.Es war einmal zu lesen, dass DCS und DVRPT ein OpenSource Projekt sei. Nun, hier gehen die Meinungen bei verschiedenen OMs auseinander.
Zitat Rolf: Das Entwicklerteam hat die DCS Serversoftware nun kopiergeschützt, um ein unrechtmässiges kopieren und weitergeben der Software zu verhindern. Dies mit der Begründung, falsch und ohne Wissen der Entwickler installierte Server hätten die Stabilität des ganzen Systems gefährdet. Aus dieser Sicht betrachtet ein nachvollziehbarer Schritt der Entwickler. Ein Technisches Manual in dem die ganzen Spezifikationen des Systems detailliert beschrieben sind ist öffentlich zugänglich. Jeder der das nötige technische Verständnis und die nötigen Programmierfähigkeiten hat kann einen Client für das DCS System schreiben.
Es möge nun jeder Leser für sich entscheiden, wie weit sich das DCS System von dem  als proprietär beschriebene ICOM System unterscheidet.

Wir durften einen spannenden Vortrag von Rolf hören, der uns einen Einblick in die neue Welt des DCS Systems mit den heutigen Möglichkeiten und den Möglichkeiten der Zukunft aufgezeigt hat. Es zeigt sich, dass innovative OMs viel bewegen können. Nun ist jeder einzelne OM der ein D-Star Gerät besitzt sich mit den neuen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Es wird solche geben die es toll finden, und welche die es nicht so toll finden. Dies ist aber normal. Wichtig ist aber, dass man dem neuen System zumindest eine Chance gibt. Rolf konnte uns viele Fragen beantworten, und etwas Licht ins Dunkel bringen. Herzlichen Dank Rolf für Deine Erläuterungen!

Im zweiten Teil des Abends hat uns Nick in die Welt von APOC25 eingeführt. APOC25 ist ein System das vorwiegend bei Kommerziellen Diensten in Amerika im Einsatz steht. Nach dem „Kommunikations  Debakel“ bei 9/11 hat die amerikanische Regierung viel Geld in die Entwicklung eines einheitlichen Kommunikationssystem investiert. Daraus entstand APCO25 das nun in der zweiten Generation vorliegt. Auch in der Schweiz gibt es Polizeikorps die noch mit diesem System arbeiten. Hier steht aber die Ablösung durch die Schweiz weit einheitliche Kommunikationslösung Polycom an. Nick hat es verstanden die vielfältigen technischen Details die das System bietet den Anwesenden verständlich darzulegen. Ein Vergleich mit dem Heute bei uns im Einsatz stehenden D-Star System zeigt auf, dass die Systeme ähnlich sind. Die Vorteile aber klar bei APCO 25 liegen. APCO verwendet C4FM (QPSK) Modulation seit Phase I. Diese ist pulti-path resitent und mit der integrierten FEC hervorragend für die Schweizer Topogtaphie geeignet. So verfügt das System also über eine hervorragende Fehlerkorrektur, welche bei D-Star nicht implementiert ist. Auch die Datenübertragung ist doppelt so schnell.  Es ist eine gemischte Digitale/Analoge Kommunikation unter den Geräten möglich. Die Geräte können laufend mit neu entwickelter Firmware geladen werden. Die einzelnen APCO25 Generationen sind miteinander kompatibel. Das System wird zur Zeit in Phase drei zum Highspeed Datenverkehr weiterentwickelt.  
Was ist nun der Nutzen dieses Systems für den Amateurfunk? Das System ist eine weitere Möglichkeit in Digitaler Form zu kommunizieren. In der Schweiz gibt es momentan ein APCO25 Relais, welches von Nick betrieben wird. In Deutschland sind einiges mehr an Relais im Einsatz, und es haben sich einige OMs dieser neuen Digital Betriebsart verschrieben. Die Sache wird nun auch für die Funkamateure interessant, da durch einen Generationenwechsel in Amerika vermehrt Funkgeräte auf den Surplus Markt kommen, die noch in einwandfreiem Zustand und obendrein auch bezahlbar sind. Bei Neugeräten kann der Preis durchaus Fr. 4000.- betragen. Im Surplus Handel bewegen sich die Preise im Bereich um Fr. 500.- . Yaesu wird in diesem Jahr ein Gerät auf den Markt bringen, welches den APCO Standard unterstützt. Das Gerät wird an der Hamvention in Dayton vorgestellt. Es wird sich zeigen in welchem Preis- und auch Leistungssegment sich diese Geräte bewegen. In der Schweiz könnte sich nach der Ablösung bei den Polizeikorps ein Potential für die Funkamateure ergeben. Dann werden einige Relais Stationen und eine ganze Menge Handfunkgeräte verfügbar. Einige OMs haben da schon die Fühler ausgestreckt, und haben erste Kontakte geknüpft. Auch ist eine Verknüpfung von DCS Systemen mit APCO25 angedacht. Nick und Rolf arbeiten da bereits an einer Implementierung und so wie die beiden einzuschätzen sind wird die Realisation bald Wirklichkeit werden. Die ganze Sache befindet sich bei uns in der Schweiz noch in den Kinderschuhen, die Zukunft wird es zeigen ob sie diesen je entschlüpfen wird, oder eine „Randbetriebsart“ bleibt. In APCO25 steckt auf jeden Fall viel Potential. Am Schluss des Vortrages hat uns Nick mit einer Live Demonstration, mit zwei Handfunkgeräten eindrücklich vor Augen geführt, welche top Audio Qualität APCO25 aufweist. Wir waren alle beeindruckt.
Ganz herzlichen Dank an Nick für diesen interessanten Vortrag. Es ist immer wieder erfreulich zu sehen wie innovativ und vielseitig Amateurfunk sein kann. Wir sind alle gespannt, wie sich diese Betriebsart weiterentwickelt.

Die Vortragsfolien vonRolf HB9SDB über das DCS System können Sie hier einsehen.
Die Vortragsfolien von Nick HB9DRX über APCO 25 können Sie hier einsehen.

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Links zum Thema:
den IRCDDB Live Status sehen sie hier:
Den DCS User Status sehen Sie hier:
Den DCS Repeater Status senen Sie hier:
Die DCS Gruppen Infos sehen Sie hier:
Den DCS Monitor sehen Sie hier:
10. September 2014, Radio Club Sursee

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